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Schachaufgaben

"Schach ist eine Übung der Denkfähigkeit und der Erfindungsgabe: Wir müssen nämlich überall dort, wo wir uns der Vernunft bedienen, eine ausgearbeitete Methode zum Erlangen des Ziels haben." (Gottfried Wilhelm Leibniz)

Neben acht ausführlich kommentierten Aufgaben findet Ihr hier täglich aktualisierte, jedoch nicht kommentierte Schachaufgaben, die von Shredder zur Verfügung gestellt werden. Wer Probleme beim Lösen hat, kann sich über den "Tipp" helfen lassen.

Tägliche Schachaufgabe

Schachaufgabe 8

(November 2007)

Schachaufgabe 8

Diese Aufgabe ist erneut dem Lehrbuch von Tarrasch entnommen und bietet gute Einblicke in die Chancen offener Linien, einem wichtigen Element der Schachstrategie. Offene Linien sind Linien, auf denen sich weder eigene noch feindliche Bauern befinden. Sobald eine offene Linie existiert, müssen beide Spieler bemüht sein, diese Linie zu beherrschen, da sich hieraus Chancen auf Materialgewinn oder Matt ergeben können. Von den offenen Linien profitieren in erster Linie die Türme (und die Dame), da diese Linien ihnen den Weg in das gegnerische Lager  ermöglichen, wenn der Gegner das zulässt.

In der vorliegenden Stellung fällt die offene c-Linie ins Auge. Wenn Weiß am Zuge wäre, würde er seine Entwicklung mit Kf1-Kg2 vollenden und dann mit seinen verbundenen Türmen sich gegen die schwarzen Türme auf der c-Linie stemmen. In diesem Fall ist jedoch Schwarz am Zug. Der würde i.d.R. geradezu mechanisch versuchen, seine Türme auf der c-Linie zu verdoppeln, beginnend mit   Tc8-c7, gefolgt mit Th8-c8. Aber Weiß dürfte dem nicht tatenlos zusehen, sondern müsste versuchen, das Eindringen der schwarzen Türme zu verhindern bzw. diese Türme möglichst abzutauschen. Nach Entfernen aller Türme verliert die offene Linie an Bedeutung, allerdings können auch die Damen von ihr Gebrauch machen, um gedeckt durch eigene Bauern oder eigene Figuren in das gegnerische Lager einzudringen.

In diesem Fall kann Schwarz  mit dem Motiv der offenen Linie das Spiel auf andere Weise zu seinen Gunsten verstärken. 1….Da7-a6 2. Dd3xDa6  b7xDa6  Es sieht so aus, als würde Schwarz gegen mehrere Prinzipien verstoßen: Er akzeptiert ohne Not einen Doppelbauern, tauscht in einer überlegenen Stellung seine stärkste Angriffsfigur und verliert das Hauptmotiv, den Kampf um die offene Linie, aus den Augen.

Aber wie sich gleich zeigen wird, steht der Damentausch durchaus im Zusammenhang mit der offenen Linie, und der Doppelbauer öffnet die b-Linie für Schwarz und macht den weißen Bauern b3 schwach, der dann von b8 mit dem Turm angegriffen werden kann. 3. Kg2 Tc2  4. Lc1 Tb8  5. Tab1  Tc3  6. Ld2 Txb3  7. Txb3  Txb3  8. Lxa5 Tb2 (verhindert Tc1 mit Eindringen nach c7, da jetzt Se3+ nebst Sc4 das verhindert)  9. Ld2 Lb4  10. Lf4 Ta2 und der weiße Bauer wird erobert.

Sofern Weiß statt 3. Kg2  3. Tc1 spielt, wird Schwarz diesen Turm tauschen und danach Tb8 mit Bauerngewinn spielen. Es sind auch noch andere Verteidigungsvarianten vorhanden, wie z.B. das Decken der weißen Dame mit Se1, um die genannten Konsequenzen zu unterbinden. Aber auch das führt bei korrektem Spiel zum Bauernverlust von Weiß. Allerdings macht es durchaus Sinn, mit einem Minus-Bauern konzentriert weiter zu spielen, da sich immer wieder Möglichkeiten ergeben können, ein Endspiel mit Remis-Charakter anzusteuern.

Schachaufgabe 7

(Oktober 2007)

Schachaufgabe 7

Die Stellung wurde dem Tarrasch-Lehrbuch „Das Schachspiel“ entnommen. Weiß und Schwarz stehen materiell gleich. Auch was die Entwicklung angeht, sind beide annähernd gleich entwickelt, nämlich jeweils leicht unterentwickelt: Weiß hat immerhin bereits rochiert, allerdings ist der Damenflügel noch nicht entwickelt. Schwarz kam noch nicht zur Rochade, kann dies aber mit Tempogewinn erreichen, weil er am Zug ist. So würde 1….Lf8-c5 + den Weißen daran hindern, den dann ungedeckten Bg7 zu schlagen, weil er zunächst auf das Schachgebot reagieren muss.

In der Stellung sind lehrreiche Motive verborgen: Zum einen ist sie typisch für einen Qualitätsgewinn (also die überlegene Partei gewinnt den Turm gegen eine Leichtfigur), zum anderen sind sogar Mattangriffe verborgen, die Schwarz für die Unterentwicklung entschädigt. Das kann vorkommen, ist aber keinesfalls „system-immanent“, denn i. d. R. schadet Unterentwicklung, weshalb man sie vermeiden sollte.

Schwarz wird hier bevorzugt 1…..Lc5+ spielen, da er sich dann mit Tempogewinn entwickelt: Weiß muss reagieren (z. B. Kh1 oder Sd4) und  Schwarz hätte dann das notwendige Tempo, um mit der Rochade seine Entwicklung zu vollenden. Es wäre aber schwach, wenn Schwarz darauf tatsächlich die Rochade machen würde, da er Weiß die Möglichkeit zu einem Verteidigungszug wie z.B. Dh4 gibt. Viel stärker wäre: 1….Lc5+ 2. Kh1  Sf2+  3. Txf2  Lxf2 mit Qualitätsgewinn. Weiß kommt an Txf2 nicht vorbei, denn 3. Kg1  Sh3+ mit Doppelschach führt zum Damengewinn. Aber Schwarz hat eine noch stärkere Zugfolge als Lxf2: 3….Dd1+ ! 4. Sg1  Dxg1+  5. Kxg1  Td1+  und Matt, da Tf2 durch Lc5 gefesselt ist und nicht zur Verteidigung herangezogen werden kann.

Manchmal lohnt es sich eben, über den auf der Hand liegenden Materialgewinn (Lxf2) hinaus zu schauen, ob weitere Chancen in einer Stellung verborgen sind. Ein Anhaltspunkt dafür wäre z.B. die offene d-Linie, über die Schwarz eine erhebliche Wirkung in das gegnerische Lager entfaltet.

Eine sich anbietende Verteidigungs-Variante ist noch nachzutragen: Weiß kann 1…Lc5+ mit 2. Sd4 begegnen. Das hält aber den schwarzen Angriff nicht auf, der dann in einem hübschen erstickten Matt enden kann: 2…Lxd4 3. cd  Dxd4+  4. Kh1  Sf2+  5. Kh1  Sh3+ 6. Kh1  Dg1+  7. Txg1 Sf2+ und Matt.  

Schachaufgabe 6

(September 2007)

Schachaufgabe 6

Weiß am Zuge ist zwar besser entwickelt als Schwarz, sein König steht sicherer, seine Bauern zeigen keine Schwachstellen, aber er hat einen gravierenden Nachteil: Er liegt materialmäßig zurück, und zwar mit einer Leichtfigur. Die genannten Vorteile können dieses Defizit keineswegs  kompensieren, so dass er objektiv auf Verlust steht. In dieser Situation sollte Weiß versuchen, Material zurück zu gewinnen oder einen Mattangriff   anzustreben, z.B. beginnend mit Da4+ oder Dd2 oder Td8+.  Sollte das scheitern, kann man Weiß nur empfehlen, diese Partie aufzugeben. Auch die rechtzeitige Aufgabe ist ein Zeichen von Spielstärke. Untersuchen wir den ersten Vorschlag: 1.Da4+  zielt darauf ab, den König zu attackieren, weil er kein Feld hat, wohin er sich flüchten könnte .Schwarz kann diese Drohung leicht abblocken mit Sd7 oder Ld7 oder c6, selbst wenn der weiße Läufer nach c5 zieht und die Drohung unterstützt. Der zweite Vorschlag 1. Dd2 : Die Dame entzieht sich dem Schlagen durch Tf8 und droht ein einzügiges Matt auf d8. Auch diese Drohung kann leicht abgewehrt werden durch Ld7 oder Sd7 oder c6, wodurch die schwarze Dame das Feld d8 abdeckt. Noch interessanter ist der folgende Angriff:1. Td8+. Der schwarze König muss diesen Turm schlagen (KxTd8), da er kein Fluchtfeld hat. Danach folgt 2.DxTf8+  Kd7  3.Sf7(es droht nun Matt auf d8)  c6 (die schwarze Dame verhindert das Matt) und der Angriff versandet langsam.

Weiß kann aber noch mit einer anderen Überraschung aufwarten: Er sieht, dass der schwarze König zur Zeit kein Fluchtfeld hat und er auch unter bestimmten Umständen auf der Grundlinie festgehalten werden  kann, da das Feld f7 durch den Springer beherrscht wird. Weiß opfert seine Dame (DxTf8+), die der schwarze König zwingend wieder schlagen muss. Danach folgt aber das einzügige Matt durch Td8#. Ein prächtiger Geistesblitz in höchster Not! Man könnte auch sagen: Geist siegt über die Materie!  

Schachaufgabe  5

(August 2007)

Schachaufgabe 5

Weiß am Zuge ist in Nöten: Er hat zwei Bauern weniger und zudem verfügt der Gegner über das Läuferpaar. Damit ist die Partie strategisch  verloren. Jeder Abtausch von Figuren spielt dem Schwarzen in die Hände, er käme immer näher dem reinen Bauernendspiel, das für ihn leicht gewonnen ist. In solchen Situationen helfen häufig nur noch taktische Manöver, und Weiß verfügt ja noch über einige Drohungen. Gedeckt durch den Lc4 könnte die weiße Dame auf g8 Matt sagen, wenn die Grundreihe nicht durch die schwarzen Figuren Dd8 bzw. Ta8 abgedeckt wäre. Weiß könnte auch das Matt auf h7 anstreben, indem er es mit Ld3 vorbereitet. Schwarz würde das mit den Läuferrückzug nach g7 verhindern. Als hilfreich erweist sich in solchen Situationen auch das Aktivieren des Turmes. Der könnte über e3 und f3 für weiteren Druck sorgen, allerdings würde er dann zulassen, dass der Ta8 über a1 den weißen König attackiert mit der Folge eines schwarzen Gegenangriffs. Es sieht also schlecht aus für Weiß, und dennoch kann er von einer in der Stellung verborgenen Möglichkeit profitieren:

Die schwarze Dame hat zwei Funktionen, sie muss auf der Grundlinie das Matt abdecken und zugleich den Lf6 schützen. Daher spielt Weiß jetzt Te8 und gibt Schach. Schwarz ist gezwungen, diesen Turm mit der Dame zu schlagen, also DxTe8, da sein König sonst matt wäre. Jetzt aber schlägt Weiß den Läufer auf f6 mit seiner Dame, was zugleich Matt ist. Das war die dritte Mattdrohung, die aber nicht offen zutage trat, da Schwarz das Feld f6 mit Läufer bzw. Dame unter Kontrolle hielt. 

Schachaufgabe 4

(Juli 2007)

Die folgende Stellung ist der Partie entnommen:

L. Alvarez -Maia Amirezashvili, Münster 2007

Schachaufgabe 4

Schwarz, der am Zuge ist, kann mit seiner Stellung zufrieden sein. Er hat die Qualität mehr, also die Überlegenheit des Turmes gegenüber einem Läufer. Außerdem ist seine 3:1-Bauernüberlegenheit am Königsflügel Furcht erregend. Wenn Weiß sie außer acht lässt, kann der f- oder h-Bauer sich opfern und damit dem Bauer auf g3 den Weg zur Umwandlung in eine Dame freimachen. Der weiße König hat also zwei Aufgaben: Er muss den vom Turm angegriffenen Lf1 decken und zugleich auf die schwarzen Bauern achten. Der schwarze König kann sich ebenfalls nicht entscheidend von seiner Position entfernen. Er blockiert den weissen gedeckten Freibauern auf d6, der sonst zur Umwandlung z.B. in eine Dame voranrücken kann. Wie kann Schwarz jetzt fortsetzen? Er könnte den nahe liegenden Zug 1. Tb1-a1 machen, um den Ba3 , der nicht mehr gedeckt werden kann, zu gewinnen. Das ist fast ein sogenannter Abwartezug, denn Weiss hat praktisch keinen vernünftigen Zug, einmal von 2. a3-a4 abgesehen. 2. Le1-c3 könnte Schwarz mit h4-h3 beantworten. 3. g2xh3  g3-g2  4. Lc3-d4  g2-g1 D  5. Ld4xDg1  Ta1xLg1. Schwarz hat nun einen Turm mehr. Damit steht einem Sieg nicht mehr im Wege. Schwarz lässt sich jedoch darauf nicht mehr ein. Mit einem feinen Zug, der die Überlastung des weißen Königs ausnutzt, beendet er die Partie:1…f4-f3+. Weiß gibt auf, da er nach 2. g2xf3  g3-g2  3. Le1-f2  g2-g1D  4. Lf2xg1  Tb1xLg1 einen Turm weniger hat und keine Chancen, das Spiel zu halten.

Schachaufgabe 3

(Juni 2007)

Schachaufgabe 3

Weiß ist am Zuge. Er bedroht den gegnerischen König mit dem Ld3 und dem Th3 dadurch, dass beide auf den Bh7 hinzielen. Aber der ist nicht nur doppelt angegriffen, sondern auch doppelt gedeckt, durch den König auf g8 und den Springer auf f6. Wäre der Springer nicht auf f6 oder könnte man ihn vertreiben bzw. abtauschen, hätte Weiß die Möglichkeit zum Bauerngewinn durch das Schlagen des Bauern h7 durch den Turm oder durch den Läufer. In einer solchen Situation muss der Angreifer schauen, ob sich das Motiv durch Heranziehen weiterer Figuren nicht trotzdem realisieren lässt oder ob er mit einem verwandten Motiv zum Erfolg kommt. Das ist hier der Fall. Seine Dame wartet darauf, ebenfalls einzugreifen, und von dem Mattfeld auf h8 zu profitieren, nachdem sich der Läufer auf h7 geopfert hat: 1) Ld3xh7  Sf6xh7  2) De2-h5  Sh7-f6 Schwarz zieht seinen Springer zurück, um ihn zu retten, kommt aber „von dem Regen in die Traufe“ 3) Dh5-h8 Matt. Wer aufmerksam hinschaut, wird feststellen, dass Schwarz das Läuferopfer auf h7 nicht annehmen muss, also 1)…Kg8-h8 2) Lh7-f5+ (Dies ist ein Schachgebot, weil durch das Wegziehen des Läufers der Turm auf h3 Schach gibt). Dann gewinnt Weiß zunächst nur einen Bauern und hat einen respektablen Angriff über die h-Linie. Er wird also auf die Möglichkeit zum ewigen Schach verzichten (Lf5-h7+). Denkbar ist auch, dass Schwarz das Opfer annimmt, dann aber seinen Springer zurückopfert, indem er durch Tf8-e8 seinem König ein Fluchtfeld vor dem Matt auf h8 einräumt. Das Ergebnis ist auch nicht befriedigend. Der schwarze König wird Schachs auf der Grundreihe und in der e-Linie ausgesetzt und muss mit einem Mattnetz rechnen.

Schachaufgabe 2

(Mai 2007)

Schachaufgabe 2

Bei dieser Schachaufgabe wird erneut das Spiel mit Bauern im Endspiel aufgegriffen. Erste Beurteilung: Schwarz steht auf Verlust, da er einen Bauern weniger hat (und in dieser Stellung weitere Bauern verliert). Das reicht meistens, um den Mehrbauern in eine Dame zu verwandeln und damit zu gewinnen. Weiß am Zuge gewinnt hier wie folgt: 1. Kf4-e4 b5-b4 Der schwarze König ist zu weit von seinen Bauern entfernt, er kann sie nicht verteidigen, muss eher den weißen Freibauern bewachen. Daher versuchen die schwarzen Bauern einen Durchbruch. Weiß hat mehrere Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Er kann A) seinen ursprünglichen Plan fortsetzen und mit seinem König den schwarzen Bauern d4 schlagen, also 2. Ke4xd4 b4xa3 3. Kd4-c3 a3-a2 4. Kc3-b2 1:0 Diese Spielweise funktioniert praktisch immer dann, wenn der König darauf achtet, im gleichen Quadrat wie der zur Umwandlung stürmende gegnerische Bauern zu bleiben. Er kann B) direkt darauf reagieren und 2. a3xb4 a5xb4 spielen. Wie leicht zu sehen ist, hat aber der schwarze Bauer auf b3 keine Chance, an dem hängenden weißen Bauern c2 vorbei zu kommen. Der weiße König wird ihn problemlos erobern. Die dritte Variante C): Weiß kann auf 1….b5-b4 mit 2. a3-a4 antworten. Auch dann bleibt der schwarze Bauer auf b4 am Bauer c3 hängen mit dem gleichen Resultat wie bei Variante A und B.

Ist Schwarz am Zuge, hat er erstaunlicher Weise trotz materieller Unterlegenheit eine Chance, das Spiel zu wenden (Man könnte sagen: Der Geist siegt über die Materie!) Er hat jetzt ein Tempo mehr als Weiß, den er zum Bauerndurchbruch mit Umwandlung nutzen kann: 1…. a5-a4 2. Kf4-e4 b5-b4 Der Bauer opfert sich, um seinem „Kollegen“ auf a4 den Weg freizumachen. Der wäre schneller in eine Dame verwandelt als der weiße Bauer und würde damit „den Tag entscheiden“. Daher verzichtet Weiß aus gutem Grund auf ein Schlagen des b4 und setzt darauf, dass der nahe eigene König weiterhilft, zumal dieser nach dem Schlagen auf d4 im gleichen Quadrat wie der relevante schwarze Bauer bleibt. 3. Ke4xd4 b4xa3 4. Kd4-c3 Der König muss heranziehen, um nach a3-a2 die Umwandlung zu verhindern. 4….Kg6-g5 . Schwarz darf zwar nicht mit dem a3-Bauern ziehen, aber solange die beiden Bauern ihre Stellung nicht verändern, sind sie auch unangreifbar. Jetzt zeigt sich, dass der häufig geschmähte Doppelbauer in diesem Fall ein siegreiches Bollwerk ist, daher greift sich Schwarz als erstes den Freibauern des Gegners. 5. d3-d4 Der weiße König darf seinen Platz nicht verlassen, da er sonst die Umwandlung des a3 zulässt. 5. …Kg5xg4 6. d4-d5 Kg4-f5 usw. Schwarz wird gewinnen, da aufgrund des späteren Zugzwangs der weiße König seinen Platz verlassen muss und der a3 zur Dame geht.

Schachaufgabe 1

(April 2007):

Die folgende Schachaufgabe ist der Partie Eljaschoff-von Freymann entnommen. Wie kann Schwarz gewinnen, wenn Weiss den Springer schlägt?

Eljaschoff-von Freymann

Diese Schachaufgabe bzw. Stellung wurde ausgesucht, weil sie lehrreich hinsichtlich der Bauern- und Königszüge ist und weil sie die Schönheit des Schachs aufleuchten lässt. Wenn Weiss gierig und triumpfierend den Springer mit seinem König einfängt (1. Kb7xa8), ist er in Wirklichkeit in eine Falle gestolpert, denn er wird zunächst durch den gegnerischen König eingesperrt (1…Kd7-c8). Als weitere Züge stehen dem Weissen jetzt nur noch Bauernzüge zur Verfügung, also entweder g2-g3, wobei er diesen Bauern sofort verliert (2.g2-g3 h4xg3), oder Weiss macht mit seinem Bauern einen Doppelschritt, was ja aus der Grundstellung möglich ist. Hier kann allerdings die sog. En-passant-Regelung (e.p.) von Schwarz genutzt werden, die dieses Passieren mittels Doppelschritt verhindern kann: Schwarz schlägt diesen Bauern: 2. g2-g4 h4xg3 e.p. Das Resultat ist dasselbe: Der schwarze Bauer auf nunmehr g3 kann ungehindert zur Umwandlung in eine Dame schreiten und den Tag entscheiden: 3. h3-h4 g3-g2 4. h4-h5 g2-g1D (fatal wäre es, wenn Schwarz allzu gierig sich auch den h5-Bauern schnappen würde - g6xh5 -, weil dann das andere verborgene Motiv ersichtlich würde: Weiss steht mit seinem König patt, sobald seine Bauernzüge erschöpft sind.) 5. h5-h6 , der weisse Bauer strebt auch zur Damenumwandlung, allerdings beendet 5….Dg1-g2 # mit Matt das Spiel.